* 5. Januar 1880
† 13. November 1951
von Christoph Flamm
Essay
„Ich bin kein Modernist… Das bedeutet nicht, daß ich die Werke der Moderne gering schätzen und sie nicht zur Kenntnis nehmen würde. […] Doch all diese Diskussionen um Polytonalität und Atonalität, um Vierteltöne – die Vorlieben der jungen Futuristen, der Hindemiths und der übrigen – […] das alles erscheint mir so nutzlos. Für mich kann Musik modern sein und dennoch der Tradition folgen. Es nimmt der Musik nicht ihre Vitalität, wenn sie harmonisch und ästhetisch (schön) klingt. Obwohl die Moderne mich interessiert, erwecken ihre Werke in mir keine Sympathie – sie berühren mich nicht“ (Metner 1924, zit. n. Flamm 1995, 245). Diese Positionsbestimmung äußerte Metner in einem Interview zu Beginn von seiner ersten Konzertreise durch Nordamerika im Nov. 1924. Daß er seinen Standpunkt hier vorwiegend ex negativo – in Abgrenzung von zeitgenössischen Kompositionstendenzen statt durch eine Charakterisierung des eigenen Schaffens – artikuliert, ist durchaus symptomatisch. Metner hat sich von Anfang an als Opponent der Neuen Musik betrachtet und wurde von seinen Zeitgenossen auch so gesehen; so bezeichnete ihn der Musikwissenschaftler und Komponist Leonid Sabaneev als „treuen Soldaten des alten musikalischen Glaubens“ (Sabaneev 1927a, 143). Zur Beschreibung der Ästhetik, ...